Das Herzensgeschenk
Monika Hirt
Pfarrerin
Kirchenkreis neun
Schon interessant, was einem so spontan in den Sinn kommt zum «gröoöschte Gschänk». Bei mir ist es Madita. Kennen Sie Madita – das originelle Mädchen und Titelheldin eines Buches von Astrid Lindgren? «Madita» gehörte damals, als ich etwa 10 Jahre alt war, zu meinen Lieblingsbüchern.
Davon geblieben ist mir konkret nur eine Szene – und die muss mich wohl damals schwer beeindruckt haben, dass ich mich über 50 Jahre später immer noch daran erinnere.
Da erklärt Madita nämlich ihrer jüngeren Schwester kurz vor Weihnachten, was der Unterschied zwischen einem normalen Geschenk und einem Herzensgeschenk sei. Ein Herzensgeschenk, so sagt sie, ist nicht selbstverständlich, und es ist nicht gesagt, dass immer ein solches unter dem Christbaum liegt. Es sind diejenigen Geschenke, die, ohne dass man weiss warum, das Herz berühren und vor Freude überfliessen lassen.
Vielleicht hat sie es auch anders formuliert, aber sinngemäss habe ich es so in Erinnerung. Wie auch immer – nachdem ich das Buch gelesen hatte, konnte ich kaum abwarten, bis es Weihnachten wird. Ob unter meinen Geschenken wohl auch ein Herzensgeschenk dabei sein würde? – Und das war es! Etwas völlig anderes als Maditas Herzensgeschenk, das glaub ich ein Goldkettchen mit Anhänger war. Mein Herzensgeschenk war viel profaner – aber sehnlichst von mir gewünscht: Ein Schlafsack und ein Traineranzug – so einen wie alle hatten – aus Nylon, mit Streifen an der Seite.
Unsere Familie machte damals oft Ferien in einer SAC-Hütte und ich wollte endlich auch einen coolen ‘Trainer’ und einen richtigen Schlafsack fürs Massenlager haben. Als ich beides an Weihnachten bekam, war das Fest für mich gelaufen – im absolut positiven Sinne – ich brauchte nichts anderes mehr.
Jetzt staune ich, dass die Freude darüber offenbar bis heute nachklingt.
P.S. Den Schlafsack besitze ich übrigens immer noch…